Beiträge von saltpit

    An anderer Stelle habe ich mal die Frage gestellt, wofür wir HEUTE und BEI UNS noch die Religionsfreiheit brauchen. Sie dient natürlich der Absicherung und Erweiterung religiöser Privilegien. Aber wenn man Religionen diese eben nicht zugestehen will, gibt es nichts, was einer Religionsausübung - gegen die ich nichts habe, wenn andere nicht eingeschränkt oder geschädigt werden - unter der bei uns bestehenden Meinungs- und Versammlungsfreiheit entgegen stünde. Nur Sonderwürste würden dann eben wegfallen. Ein vernünftiges Argument pro Religionsfreiheit habe ich dabei nicht zu lesen bekommen. (Wenn jemand eins hat, gerne per PN oder in einem neuen Thread)

    Ich will dir da nicht an den Karren fahren und freue mich, dass dir ihre Entscheidungsfreiheit so wichtig ist. Deshalb nimm es bitte als gut gemeinten Denkanstoß (ich weiß ja auch nichts über die näheren Umstände und wie du mit ihnen darüber redest):


    Ein Grund dafür das Religionen funktionieren, ist dass die Annahme der Existenz (des jeweiligen) Gottes von der Mehrheitsgesellschaft mitgetragen und bestärkt wird. Allen Kindern wird bei uns mehr oder weniger intensiv vom Weihnachtsmann, dem Osterhasen und dem Bibelgott erzählt. Kommen dann die ersten Zweifel auf, werden Weihnachtsmann und Osterhase verworfen, weil die anderen eingestehen, etwas geflunkert zu haben. Das ist bei der Religion anders. Erwachsene Bezugspersonen gehen, selbst wenn sie es sonst im Alltag nicht zeigen, an Weihnachten eben doch in die Kirche, oder erklären den Kleinen, dass man das, was in der Bibel steht, nicht alles wörtlich nehmen darf, aber da schon irgendwer über uns ist. Und das sind ja nicht die einzigen Signale.


    Worauf ich hinaus will: da du (wie ich mal unterstelle) nicht mit ihnen zu entsprechenden Anlässen eine Moschee, eine Synagoge oder was auch immer besuchst, bestärkst du ihre Entscheidungsfreiheit nicht. Im Gegenteil verfestigst du mit jedem dieser Besuche ihren in welchem Grad auch immer vorhandenen Glauben.


    Meine These ist, dass Religionen schlagartig verschwinden würden, wenn (heute und bei uns) ausschließlich erwachsene Menschen mit ihnen konfrontiert würden.


    Irgendwie scheint das Thema trotzdem - auch zu meiner Überraschung - nicht wenige anzusprechen.


    SCNR ;)

    Ich hatte weiter oben schon mal geschrieben, dass ich leider nicht genau sagen kann, was mich von der Existenz eines Gottes überzeugen würde, weil ich die Dinge, die mir da einfallen, nicht vom Wirken einer natürlich entwickelten uns überlegenen Spezies unterscheiden könnte. Deswegen würde ich beim Bibel-Beispiel wahrscheinlich trotzdem weiter zweifeln, weil die ja als digitaler Text vorliegende Bibel sicherlich schon x-mal ins All geschickt wurde. Aber ich weiß was du meinst. ;)


    Aber so, wie mich bei Gläubigen interessiert, warum sie bereit sind, Glauben in ihrem Leben zuzulassen, interessiert mich von dir natürlich, warum du da so skeptisch bist? Aus den gleichen oder ähnlichen Gründen wie ich? Oder ist es nur auf die beispielhaft genannten Entitäten bezogen? Glaubst du an Homöopathie oder Astrologie?


    Auch an dich (etwas verspätet) die Frage: bezieht sich dein Unglaube nur auf die verschiedenen dir bekannten Gottesbilder oder willst - so wie ich und andere - Glauben in deinem Leben oder Weltbild generell nicht zulassen?

    Ich denke, dass ist Buschs christlicher Prägung geschuldet, und ich kenne auch den Zusammenhang des Zitates nicht. Vermutlich hätte er aber auch unislamisch oder unhomöopathisch unterschrieben. Ob "wer in Glaubenssachen den Verstand befragt, kriegt unglaubliche Antworten" auch funktioniert, muss ich noch überdenken.

    Ich bin weiß Gott nicht als Optimist bekannt. Aber an der Stelle denke ich, dass wir es schaffen werden uns dahin zu entwickeln - oder uns vorher vernichten. Kennst/magst du Star Trek? Ich bin kein großer Sci-Fi-Fan, aber die Utopie von Roddenberry finde ich schön. Und ich halte das auch für möglich, wenn wir uns der materiellen Nöte erst einmal entledigt haben. "Nie genug haben" hat nämlich ein Ende, wenn die Ressourcen unbegrenzt sind. Wir können mit Energie heute fast alles machen und erzeugen. Klappt das irgendwann mit den Fusionsreaktoren, ist Energie kein Problem mehr. Und das ist wiederum keine allzu weit hergeholte Utopie.

    Danke, das freut mich. So hat halt jeder sein Steckenpferd, und warum Gläubige glauben, interessiert mich wirklich. Das wäre ja alles kein Problem, wenn man sich sagen könnte, "das sind halt einfach Idioten, die sich alles als wahr verkaufen lassen". Das ist (von den absoluten Fundis vielleicht mal abgesehen) totaler Quatsch! Warum also sind Gläubige bereit, in einem Teilbereich ihres Lebens oder Weltbildes nicht die gleichen Maßstäbe anzulegen, wie sonst auch?

    Stimmt, nur individuelle.

    Ja, könnte man. Lieber wäre mir "Glaube ist heilbar". Aber darum geht es mir gar eigentlich gar nicht. Wenn beim Hinterfragen des eigenen Glaubens, derselbe ein paar Kratzer abbekommt, hat sich derjenige ja selbst darauf eingelassen.


    Oder wie Wilhelm Busch so schön sagte:

    Habe ich das irgendwo geschrieben? Hoffentlich nicht. Ich will das für _mich_ nicht, weil ich dann den Maßstab verliere, was ich glauben soll und was nicht. Oft beneide ich Gläubige sogar um ihren Glauben. Nur damit habe ich es noch nicht verstanden.


    Und dabei geht es mir nicht nur um religiösen Glauben. Der Glaube an Homöopathie ist mir z.B. genau rätselhaft. Wenn die Antwort lautet, "weil ich mich damit einfach besser fühle", dann ist das okay. Aber für mich unbefreidigend. Und wenn ein Gläubiger darüber hinaus noch weiter diskutieren möchte, freut mich das sehr. Auch auf die Gefahr hin, dass der Glaube Schaden nimmt.

    Okay, dann antworte ich hier (und schon jetzt). Aber fühl nicht unter Druck gesetzt, diesmal hast du nichts versprochen... ;)

    Die Sache mit der Wiedergeburt hat mir den mir ansonsten sympathischen Buddhismus verhagelt. Weil ich genau da hätte glauben müssen. Was hat dich dazu bewogen? Es erscheint dir als einziges logisches, hast du geschrieben. Warum? Was genau erklärst du dir damit logisch?

    FYI: Universum 13,8 Mrd. Jahre, Erde 4,6 Mrd. Jahre. Aktuell. ;) Ändert aber an deiner Aussage nichts.

    War das nicht erst vor ein paar Tagen? Seit wann bezeichnest du dich denn als Atheist? Ich habe das Gefühl, dass das bei dir noch nicht ganz entschieden ist.

    Vorschreiben will (zumindest) ich dir definitiv nichts. Nur verstehen. Und an zwei Sachen zu glauben, ist gar nicht komisch. Ganz im Gegenteil, und das ist ja mein persönliches Problem: Wenn ich erst einmal glaube - also etwas unbewiesenes oder unbeweisbares als wahr erachte -, fehlt mir der Maßstab, nach dem ich dieses glaube, jenes aber nicht.


    BTW: Am Buddhismus fand ich auch gerade sympathisch, dass er nichts vorschreibt. Ich erinnere mich an das Bild vom Buddhusmus als Floß zum Überqueren eines Flusses, das man sich anschließend ja auch nicht auf den Rücken bindet. Die Lehre als Werkzeug und nicht als Selbstzweck sozusagen. Die Philosophie um das Leid finde ich heute noch interessant und überzeugend.

    Falls du dich denn wirklich entschieden hast: Ich sage immer ich bin "evangelisch getauft" und nicht "evangelisch". Mich hat keiner gefragt und ich weise die Zuordnung von mir, aber evangelisch getauft wurde ich nun mal.

    Bei Buddhismus habe ich eine vage Vorstellung, aber bei "Mutter Natur" noch nicht. An Mutter Natur muss ich nicht glauben, die sehe ich um mich herum. Dass ich ein Produkt von ihr bin ist auch klar. Woran glaubst du da also genau?


    Ansonsten: Glaube kann nicht bewiesen werden, und das verlange ich auch gar nicht. Ganz im Gegenteil! Ich kann nichts glauben, was sich nicht beweisen oder belegen lässt, aber ein Gläubiger schon. Wo die Grenze ist, und warum Gläubige in ihrem Glauben bereit sind, auf Belege zu verzichten, ist das, was mich interessiert.

    Alles klar. ;) Ansonsten danke für deine Antwort, die mich _hier_ überrascht hat, weil ich dachte, dass du darüber in einer Konversation diskutieren wolltest.


    Deswegen, und weil du nicht schon wieder antworten sollst, vertage ich das. Bessere dich erstmal!!1!


    (Oh je, ich hoffe du konntest den Urlaub noch rechtzeitig canceln und bist wenigstens zuhause krank...)