Hallo zusammen,
ein paar Fragen , vornehmlich an Gläubige. Aber vorweg: ich weiß, dass das das Thema Glauben & Religion die Mehrheit einfach nicht interessiert, und eine Minderheit meint, darüber könne man gar nicht oder zumindest nicht ohne Beleidigungen diskutieren. Wer sich da angesprochen fühlt, suche sich bitte einen anderen Thread.
Ich selbst bin Atheist oder ungläubig. Ob ich ein militanter Atheist bin, müsst ihr entscheiden. Mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen, aber wenn ihr Fragen habt, einfach fragen.
Mich interessiert schon lange meine Gretchenfrage, wie Menschen, die im Alltag rationale Entscheidungen treffen und außergewöhnliche Behauptungen nicht ohne außergewöhnliche Beweise für bare Münze nehmen, diese Maßstäbe nicht mehr anlegen, wenn es um ihren Glauben geht.
Und dabei ist es egal, ob jemand an Jahwe, Allah, Zeus oder das FSM glaubt. Irgendwann kommt der Punkt, wo ich etwas gefühlsmäßig und ohne Belege für wahr erachten muss. Das ist die Definition von Glaube und für mich persönlich der Beginn der Beliebigkeit.
Beispiel Christentum, zu dem ich nur sehr, sehr mild erzogen werden sollte. Erst einmal muss ich glauben, dass die Bibel Gottes Wort ist. Das ist (für mich) schon mal ein großer Schritt. Dann sehe ich mich als nächstes mit den Widersprüchen der Bibel zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen und Moralvorstellungen unserer Zeit konfrontiert. Ich muss mich fragen, ob die Erde wirklich erst 6.000 Jahre alt ist und ob es okay ist, Schwule zu steinigen. Beides würde ich strikt verneinen - und ihr hoffentlich auch.
Aber wonach entscheidet ihr das, wenn ihr euch z.B. als Christen versteht? Ich kenne niemanden der unmoralischer wäre als der Gott des alten Testaments. Und ich bin mir sicher, dass auch von euch niemand zu solchen Greueltaten fähig wäre. Ohne altes Testament aber auch keine zehn Gebote (die noch mal ein eigenes Thema wären). Es wird also auch nicht leichter, wenn ich mich auf den Glauben erstmal einlasse.
Deswegen gibt es für mich bei dem Thema drei zentrale Fragen:
- Warum lasst ihr Glauben - also unbewiesene oder unbeweisbare Inhalte - in eurem Weltbild zu? Wie geht ihr mit diesen Inhalten um, wie baut ihr darauf auf?
- Was glaubt ihr konkret? Die Frage ist mit der Religionszugehörigkeit leider meist nicht beantwortet.
- Nach welchem Maßstab unterscheidet ihr - innerhalb eures Glaubes - Wahres und Unwahrem?
Das interessiert mich wirklich und ich habe die Fragen im RL natürllich schon öfter diskutiert. Keine Ahnung, ob das auch online funktioniert, ich freue mich jedenfalls auch über private Konversationen zu dem Thema.
Und falls euch meine oben verlinkten Worte etwas hart erscheinen und ihr mich wirklich als "militant" einstuft - das ist der politische saltpit. Der private hat mit Gläubigen, die andere Meinungen akzeptieren und zwischen Glauben und Wissen unterscheiden können, überhaupt kein Problem. Ich bin nur gegen ungerechtfertigte Privilegien.
LG
saltpit